Entscheidungen im Sturm

image In den letzten Tagen sorgt eine Entscheidung für Schlagzeilen. Ver­tei­di­gungs­minister zu Gut­ten­berg steht in der Kri­tik, wie er die An­ge­le­gen­heit im Fall Gorch Fock löst.

Wer Entscheidungen trifft, wird im­mer in der Kritik ste­hen. Das liegt in der Natur der Sache.

Schiff versinkt im Nachrichten­sumpf

An Bord unseres Parade-Schiffes »Gorch Fock« kommt es zu einem tödlichen Unfall – nicht zum ersten Mal. Der Bordalltag soll daraufhin fortgesetzt werden, aber die anwesenden Offiziersanwärter und –anwärterinnen verweigern den Befehl. »Meuterei« schreibt die Presse, als die Sache an die Öffentlichkeit kommt.

Weitere Enhüllungen folgen.

An Bord der Gorch Fock soll es zugegangen sein, wie in einem schlechten Film. Sexuelle Nötigung, Saufgelage, Gewaltandrohungen, heißt es, seien vorgekommen.

Verteidigungsminister zu Guttenberg wartet erst noch ab, will alle Fakten kennen und niemanden vorverurteilen, wie er den parlamen­tarischen Gremien erklärt.

Die Entscheidung

Doch ein angekündigter Bericht in der Bildzeitung mit weiteren unap­petitlichen Details bringt am Freitag angeblich das Fass zum Über­laufen. Er suspendiert den kommandierenden Offizier Norbert Schatz vorläufig vom Dienst, bis alle Vorwürfe geklärt sind.

Die genauen Hintergründe zu Guttenbergs Entscheidung kennen wir nicht. Wir wissen nur, dass sie gefallen ist.

Kritik

Manche sehen in dem suspendierten Offizier ein Bauernopfer, mit dem der Verteidigungsminister sich selbst aus der Schusslinie bringen möchte. Das mag stimmen.

Betrachten wir die Sachlage, hätte zu Guttenberg genauso bei seiner Haltung bleiben können, wie auch den Beschluss zur Suspendierung treffen können. Beide Entscheidungen hätten ihre Kritiker gehabt.

Jede Entscheider wird kritisiert

Als Entscheider in Unternehmen geht es uns oft ähnlich. Was Mitarbeiter begrüßen, wird der Kapitalmarkt vielleicht verdammen oder Bürgerinitiativen und Umweltschutzgruppen auf die Barrikaden brin­gen.

Politiker treffen ihre Entscheidungen selten unter Beifall. Das gehört zum Beruf. Schauen wir genauer hin, dann gilt das allerdings auch für jede unserer Entscheidungen.

Sinnlose Kritik

Denn niemand steckt in unserer Haut. Wir entwickeln Entscheidungs­kriterien auf der Grundlage unserer Werte und wenden sie auf Grundlage unserer Urteilsfähigkeit an.

Andere Menschen haben andere Wertvorstellungen, sind nicht in derselben Situation und beurteilen die Dinge anders. Sie würden die gleiche Entscheidung daher anders treffen. Sie mögen unsere Ent­scheidungen kritisieren. Doch das ist kein Maßstab für unsere Ent­scheidungen.

Auch die übliche Praxis, Entscheidungen dann zu beurteilen, wenn alles schon gelaufen ist, führt uns nicht weit. Denn wer hätte schon einmal zu einer Entscheidung alle Informationen zur Verfügung ge­habt?

Vielleicht denken wir das nächste Mal daran, wenn wir einen Mitarbei­ter für seine Entscheidungen nachträglich kritisieren.

Urteil ohne Augen-Binde und Waage

Wir selbst müssen beurteilen, ob wir richtige oder falsche Entschei­dungen treffen. Maßstab dafür sind unsere Ziele. Kommen wir ihnen damit näher oder entfernen wir uns davon?

Die Frage darf sich auch Theodor zu Guttenberg stellen. Für ihn ist die ganze Sache ein Lackmus-Test. Sind die Schuhe seines berüchtigten CSU-Vorgängers Franz-Josef Strauß zu groß oder passen sie?

Anders als die Frage, ob Entscheidungen richtig oder falsch sind, dürfen wir das irgendwann im Licht der Geschichte rückblickend beurteilen.

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