Hopp und Top!

Schuss ins Tor Die Bundesliga ist ein wahres Eldorado der Feldforschung für Entscheidungen. Zum Beispiel die unterschiedlichen Strategien der beiden Reviernachbarn Schalke 04 und Borussia Dort­mund.

Auf der einen Seite Investitionen  in teure Spie­ler auf Pump und ein allseits beherrschter Trai­ner auf der anderen Seite eine der billigsten Mannschaften der Bundesliga mit einem hoch emotionalen Trainer und dem Fußballerklärer der Nation.

Das zweite Modell scheint derzeit Oberwasser zu haben. Aber das ist heute nicht mein Thema. Denn zum Jahreswechsel gab es ein ganz anderes Spektakel in Hoffenheim zu bestaunen.

Ein Unternehmen in der Bundesliga

Das Besondere hier: Ein Unternehmer wendet seine Entscheidungs­prinzipien auf einen Bundesligaverein an. Wo anderswo das Perso­nal die wichtigste Rolle zu spielen scheint, führt uns der Unternehmer vor, dass es die langfristige Strategie ist, der sich alle Entscheidun­gen unterordnen zu haben.

Was ist passiert? Dietmar Hopp, ehemaliger SAP-Mitgründer hat dem unbedeutenden Kreisliga-Verein 1899 Hoffenheim seit 1990 konse­quent durch alle Klassen zum Aufstieg in die Bundesliga verholfen. Dazu investierte er insgesamt wohl 170 Millionen Euro in Stadion und Personal.

Bis dahin könnte man das Ganze noch als “wo ein Wille ist, ist auch ein Weg” einordnen. Allerdings verfolgt Hopp eindeutig eine viel langfristigere Strategie. Denn der sportliche Erfolg ist nicht sein einziges Ziel. Das zeigen die jüngsten Ereignisse in dem Verein.

Das Geschäft von 1899 Hoffenheim

Seit 2006 war Ralf Rangnick Trainer der Hoffenheimer. Er führte das Team aus der zweiten Liga in die Bundesliga und sicherte sich nach dem Aufstieg gleich auch den inoffiziellen Herbstmeister-Titel. Mit dem Erfolg des Unternehmens kommen natürlich auch die Begehrlichkeiten.

Rangnick wollte mit dem kleinen Provinzverein auf die ganz große Bühne: Euroleague und Champions League. Wer wollte ihm das verübeln? Will das nicht jeder erfolgreiche Trainer?

Der Unternehmer Hopp sieht Hoffenheim dagegen als eine Art Mittelständisches Unternehmen im Bundesligabetrieb.

Durch eine gute Jugendarbeit und durch schlaue Einkäufe sollen immer wieder neue Talente produziert und  gewinnbringend an die großen Vereine verkauft werden. Denn natürlich möchte Hopp nicht auf Dauer Geld im Verein versenken.

Gute Transfers sollen also das Brot-und Buttergeschäft von Hoffen­heim sein.

Was ist passiert?

Genau das passierte in der Winterpause im Fall von Luiz Gustavo. Der Ligakonkurrent Bayern München wollte 15 Millionen Euro Transfer­gebühr bezahlen. Allrounder wie der Brasilianer fehlten im Kader des Rekordmeisters noch.

Ralf Rangnick war gegen einen Transfer. Er ist für die sportlichen Leistungen seiner Mannschaft verantwortlich und wenn ihm unmittelbar vor der Rückrunde ein wichtiger Spieler abhanden kommt, macht das seine Arbeit nicht unbedingt leichter.

Hinter den Kulissen gingen die Gespräche trotzdem weiter. Rangnick wurde darüber allerdings nicht informiert.

Rangnick erfuhr erst nach Abschluss der Vereinbarung von dem Vertrauensbruch. Was kann ein Trainer tun? Er braucht den Respekt der Mannschaft, um arbeiten zu können. Wenn die Vereinsführung ihn so vorführt, bleibt ihm nur eines zu tun. Er kündigte.

Kollateralschäden und Auflösungserscheinungen

Als Kollateralschaden streikte auch noch der Senegalese Demba Ba. Inzwischen gilt es als sehr wahrscheinlich, dass Ba nach einer empfindlichen Sperre umgehend weiterverkauft werden wird.

Die Sportpresse schreibt derweil den Abgesang für Hoffenheim wegen akuter Auflösungserscheinungen. Ich denke allerdings, dass wir noch viel von Hoffenheim sehen werden.

Strategie trägt langfristig

Denn die langfristige Strategie Hopps wird alle kurzfristigen Personalquerelen überstehen. Dietmar Hopp hat sich 1990 des Vereins angenommen und seitdem fährt das Unternehmen 1899 Hoffenheim in Richtung Erfolg.

Zwischenzeitlich gab es immer wieder Rücksetzer, aber dies hat nie etwas am Kurs verändert. Das Konzept ist eben wichtiger als das zeitweilige Personal. Der Erfolg gibt Hopp recht.

Eine gute Scheidung

Die Trennung ist sowohl für den Verein als auch für den Trainer gut.

Wer auch immer das Training hauptamtlich übernimmt, akzeptiert implizit die Strategie des Kapitalgebers und wird sich dem unterordnen müssen.

Ralf Rangnick dagegen wird wohl einen Verein finden, der besser zu ihm passt. Seine Fähigkeiten hatte er in Hoffenheim eindrucksvoll unter Beweis stellen dürfen.

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