Vermögens-Aufbau

Winter2007-2008 032 „Verdammt! Das habe ich so nicht erwartet!“ So ein Urlauber, der in seinem Alpen-Resort feststellt, dass erstens die Unterkunft unter aller Kanone ist und zweitens beinahe alles was Spaß macht, auch noch extra kostet und überbucht ist.

Was hat er falsch gemacht?

Vielleicht nichts. Denn oft liegt es an dem eigenen Urteilsvermögen. Angenommen unser Urlauber war noch nie in den Alpen. Ein Arbeitskollege schwärmt ihm, von den tollen Unterkünften dort vor, den hohen Standards und den günstigen Pauschalangeboten. Am Tag darauf flattert ihm ein Angebot für eine Woche Österreich inklusive Anreise im Vier-Sterne-Bus und Drei-Sterne-Unterkunft und Vollpension für 250 Euro pro Person ins Haus.

Da kann man doch gar nichts falsch machen, denkt sich der urlaubsreife Entscheider und bucht für sich und die zweitbeste Ehefrau von allen (die beste hat definitiv sein Kollege) eine Woche „Luxus in den Alpen“.

Wie kann ich es besser machen?

Alles ist teuer und alles ist schlecht. Keine Spur von Luxus sondern der Schweißgeruch einiger Generationen von Wintersportlern macht den Aufenthalt zum aromatischen Alptraum. Seine Ehefrau sitzt weinend mit einer Flasche Chianti auf der Etagentoilette und hat sich definitiv in der Rangliste nach unten bewegt. Nachdem das schief gegangen ist, überlegt sich der urlaubsgeschüttelte Entscheider, was er in Zukunft besser machen kann.

  1. Vielleicht hätte er zunächst für sich erarbeiten müssen, was er als Nichtwintersportler von einem Urlaub in den Alpen erwartet. Dann wäre es ihm auch leicht gewesen zu erkennen, dass z.B. Schlittenfahrten, Sauna und Wellness nicht im Preis enthalten sind und wegen voller Wartelisten bereits im Voraus gebucht werden müssen.
  2. Auf die Erfahrung seines Kollegens darf er vertrauen, aber nicht in der Form eines pauschalen Urteils, sondern durch die Verbesserung seiner eigenen Informationslage. Unser Entscheider hätte sich konkrete empfehlenswerte Angebote oder zumindest Unterkünfte nennen lassen können.
  3. Dadurch scheidet natürlich das vorliegende Angebot nicht gleich aus. Aber vielleicht hätte es etwas gebracht, die Erfahrungsberichte anderer Gäste in seiner Unterkunft im Internet zu recherchieren.
  4. Seine Intuition hat ihn aufgrund seiner mangelnden Erfahrung getäuscht. Ein netter Prospekt muss mit der Realität nicht viel gemein haben. Auch der Preis war nicht so niedrig, dass ihm etwas faul vorgekommen wäre.

Unser Urteilsvermögen ist umso besser, je mehr relevante Informationen wir über unsere anstehende Entscheidung haben. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass wir genau wissen was wir tatsächlich wollen. Denn ansonsten fällt es sehr schwer, relevante von nichtrelevanten Informationen zu unterscheiden. So ist es z.B. für unseren Urlauber reichlich sinnlos, dass sein Skigebiet mehrfach hintereinander für seine tollen Skipisten ausgezeichnet wurde. Außer er entscheidet sich, das Beste daraus zu mache und Ski fahren zu lernen. 🙂

Der graue Rücken dient nicht nur zur Zierde

Erfahrung spielt bei unserem Urteilsvermögen eine große Rolle. Denn oftmals sind es nicht nur Fakten, die zu bewerten sind. Wenn Sie z.B. einen Mitarbeiter mit einer für ihn neuen und für sich wichtigen Aufgabe betrauen. Dann wird ihnen voraussichtlich kein Test und kein strukturiertes Interview verraten, ob er der Aufgabe tatsächlich gewachsen ist. Hier ist Menschenkenntnis gefragt, also das Vermögen, Menschen richtig einschätzen zu können.

Daher macht es Sinn, wenn uns in dem einen oder anderen Bereich (noch) die Erfahrung fehlt, sie uns von anderen zu leihen. Ich kann ja dann mein Urteil mit dem vergleichen, was mir der andere rät und eventuell schon daraus etwas lernen. 🙂

1 Kommentar

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  1. […] wenigen Tagen habe ich über das Urteilsvermögen geschrieben. Wikipedia unterscheidet die Begriffe Urteilsvermögen, Urteilskraft und […]

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