Der Fehler in der Verantwortung

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Sollen Führungskräfte grundsätzlich abtreten, wenn die Vergangenheit uns einholt? Ich finde: Nein! Stattdessen sollten wir mit Fehlern tolerant umgehen.

Wir kennen das Spielchen. Ein Skandal, wie die VW-Diesel Affäre erblickt das Licht der Öffentlichkeit und schon muss jemand seinen Hut nehmen. Vorzugsweise natürlich der Eine an der Spitze. Das ist traurig, aber nachvollziehbar. Denn wer an der Spitze steht, ist nun einmal einsam. Insbesondere, wenn sein Scheitern absehbar ist. Nähe kann da nur schädlich sein. Da wird selbst Loyalität zum Skandal.

Die Bedeutung des Wortes „Skandal“ enthält sinnerweise sogar das Ergebnis. Denn das griechische „Skandalon“ hat unter anderem auch die Bedeutung „Fallstrick„. Ein Schuft der dann Böses vermutet hinter der Überschrift „Skandal: XYZ hat … „.

Die „Fallstricke“ scheinen gut zu funktionieren. Martin Winterkorn stolperte und fiel innerhalb von Tagen über den Diesel-Skandal des VW-Konzerns. Wolfgang Niersbach hält sich dagegen an der Spitze des DFBs. Aber wie lange noch?

Ich persönlich glaube, dass es bedeutend weniger Rücktritte gäbe, wären Skandale nicht das Kerngeschäft der Medien. Ein Skandal wird immer erst einer, wenn Moral im Spiel ist. Aus welchen Gründen Journalisten ihre Artikel schreiben, will ich hier nicht mutmaßen. Aber die Medienmacher sehen hinter dem Skandal in erster Linie ein Geschäft. Daher wird es immer Skandale geben.

Mir geht es nicht anders als jedem anderen Leser. Ich möchte wissen, was passiert ist und warum. Lese ich dann allerdings die Rücktrittsforderungen der Journalisten, macht mich das oft nachdenklich. Aufgrund der Schnelligkeit im Nachrichtengeschäft stellen eben jene Journalisten auch das Eine oder Andere nicht ganz richtig dar. Teilweise zerstören sie damit die Leben der Betroffenen. Als Entschädigung gibt es irgendwann eine unauffällige Gegendarstellung. Auch das ist ein Skandal. Aber kaum einer berichtet darüber und wirklich niemand ist deshalb je zurückgetreten.

Fehler gehören zum Menschsein. Ohne Fehler könnten wir nicht wachsen. Manch einer macht sich gerne über das Peter-Prinzip lustig. Es besagt, dass wir in einer Organisation solange aufsteigen, bis wir uns als unfähig erweisen. Das Phänomen lässt sich im Alltag gut beobachten. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass ab einer bestimmten Position die Kosten eines Fehlers zu hoch werden. Die bis dahin aufgestiegene Führungskraft stellt deshalb ihr persönliches Wachstum ein und beschäftigt sich stattdessen mit Fehler-Vermeidungsstrategien.

Wollen wir also bessere Führungskräfte, müssen wir toleranter gegenüber Fehlern sein. Natürlich gibt es trotzdem zwei gute Gründe, eine Spitzenkraft zum Rücktritt aufzufordern. Wenn sie unmoralisch handelt und wenn sie trotz einer toleranten Fehlerkultur nicht mehr wachsen möchte.

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