Der Pakt mit Mephisto

FranklinEntscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Daher müssen wir wissen, wohin wir wollen. “Ich lese immer wieder von erfolgrei­chen Musikern und Künstlern, die offensichtlich keine Ziele haben und sich mehr oder weniger treiben lassen”, warf meine Frau während unseres Abendspaziergangs ein. “Wie können sie dann erfolgreich sein?”

Eine gute Frage. Intensiv hatte ich selbst darüber noch nicht nachgedacht. Die Antwort ist verblüffend einfach. Solche Künstler haben ein Management, dass die Ziele für sie setzt.

Erfolgreiches Management

Das Unterhaltungsgeschäft ist ausgesprochen anstrengend, heißt es immer wieder. Die Künstler hetzen von einem Termin zum nächsten. So wie ihr Management das vorgibt. Nicht ganz von ungefähr wer­den die Kandidaten der Castingshows schon frühzeitig unter Stress gesetzt, um ihre Widerstandsfähigkeit zu testen.

Denn in den Händen ihres Managements sind die unter Vertrag stehenden Künstler nicht viel mehr als Werkzeuge, um die eigenen Ziele umzusetzen. So wie ein Koch seine Messer oder ein Schreiner seine Sägen, Feilen und Hobel hat. Kaputte Werkzeuge werden schnell entsorgt. Ähnliches erleben wir auch oft im Unterhaltungsge­schäft.

Was ist des Pudels Kern?

Spontan kam mir eine Goethe-Tragödie in den Sinn: Faust. Da schließt der Held einen Pakt mit dem Teufel in Gestalt des Mephisto.

Seit Goethe ist das ein immer wiederkehrendes Motiv in Literatur und Film. Wenn der Held aus eigenen Kräften nicht zum Erfolg kommt, schließt er einen Pakt mit dem Teufel.

Wenn ein Musiker allein nicht mehr weiter kommt, vertraut er sein Schicksal einem Management an, das sich auf dem Markt auskennt. Der Erfolg gibt ihm wenig später recht. Musiker und Manager haben einen Pakt geschlossen.

Natürlich steckt dahinter nichts Teuflisches. Es ist sinnvoll. So wie viele hochkompetente Menschen ihre Arbeitskraft einem Unternehmen zur Verfügung stellen, weil ihnen die Unternehmer-Fähigkeiten zu fehlen scheinen.

“Sag mir Faust, wie hältst Du es mit der Flexibilität”

Der Musiker möchte vermutlich nicht viel mehr, als vor so vielen Menschen wie möglich auftreten und eine gerechte Entlohnung dafür. Das Management verlangt dafür viel Flexibilität und einen guten Anteil am Künstlereinkommen.

Stellt sich tatsächlich der Erfolg ein, war es das mit dem Privatleben des Künstlers. Er hat keine Zeit mehr für sich selbst.

Jeder Termin ist wichtig für die Vermarktung und sorgt für Einnahmen. Der Mensch ist viel leistungsfähiger und leidensfähiger als wir denken. Daher geht das mitunter über Jahre gut. Doch irgendwann geht es nicht mehr. Nervenzusammenbrüche, Drogenex­zesse, Trennung erfolgreicher Gruppen – wir alle haben davon gele­sen.

Das wichtige Warum

Lässt sich das verhindern? Ja! Denn wenn wir unsere eigenen Ziele verfolgen und wissen, warum wir etwas tun, schenkt uns das ungeahnte Kräfte.

Künstler wie Madonna, die ihren eigenen Kopf haben und allenfalls ein Proforma-Management dulden machen es vor. Kein Burn-out sondern ein Erfolg reiht sich an den anderen.

Ausgesprochen spannend: Solche Künstler sind meistens mit einem überschaubaren Talent gesegnet und machen viel mehr daraus als die nahezu perfekten Sänger der Castingshows.

Fair Mephisto GmbH

Wer diesen Weg nicht gehen kann, sollte sich zumindest einen Mephisto suchen, der über glänzende Motivationsfähigkeiten verfügt und obendrein ein Menschenfreund ist. 🙂

Letzteres behaupten allerdings alle Mephistos von sich. 😉

4 Kommentare
  1. Tanja Handl
    Tanja Handl sagte:

    Der Rat, sich einen freundlichen Mephisto zu suchen, ist sehr gut – und gleichzeitig auch sehr interessant. Ich freue mich auf hoffentlich mehr Management bei Goethe. 🙂

    Beste Grüße, Tanja von Beyond-9to5.de

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  2. ST
    ST sagte:

    Zwischen Künstlern, die sich tatsächlich treiben lassen und den topgemanagten Popsternchen aus der Retorte besteht meiner Meinung nach ein gravierender Unterschied. Oder würden Sie die Ergebisse, die letztere Gruppe an „Künstlern“ liefert wirklich innovativ und kreativ nennen? Nichtmal richtig erfolgreich sind sie, verschwinden sie doch nach höchstens zwei Jahren wieder im Untergrund. Nein, echte Künster brauchen für Kreationen mit viel Herzblut und Eigenständigkeit vor allem eines: ZEIT, um sich kreativ zu entfalten, mal etwas Ungewöhnliches auszuprobieren und auch Irrwege zu beschreiten – das hat rein gar nichts mit deren Management zu tun. Das Ergebnis ist dann einzigartig und true! Und zum Glück gibt es auch noch Menschen, die so etwas honorieren.

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