Die Essenz unserer Entscheidungen

image Mahatma Gandhi ist für viele von uns ein Vorbild. Denn er hat die Weltmacht Großbritannien allein durch passiven Widerstand in die Knie gezwungen.

Nur wenige wissen, dass Gandhi lange Jahre unter extremer Schüchternheit litt. So bekam er als junger Anwalt vor Gericht kein Wort über die Lippen.

Gandhis Familie hatte sich verschuldet, damit er in England Rechtswissenschaften studieren konnte. Seine Schüchternheit machte es ihm unmöglich, die Kredite zurückzuzahlen oder gar seine Familie zu unterstützen.

Seinen Lebensunterhalt verdiente er mehr schlecht als recht durch Hilfsarbeiten für andere Anwälte.

Etwas fehlt

Geht es nicht vielen uns genauso? Bringen wir nicht auch oft unsere Talente nicht richtig zum Vorschein, weil wir uns selbst in Ketten gelegt haben? Oft fehlt uns der Mut, auf den Vorstandsvorsitzenden unseres Unternehmens zuzugehen und ihm unsere Idee zu unterbreiten oder wir bleiben bei der Kundenpräsentation weit unter unseren Möglichkeiten, weil wir so nervös sind.

Wie?

Vielleicht fragen Sie sich jetzt auch: Wie gelang es diesem schüchternen jungen Anwalt zu einem Anführer seines Volkes zu werden?

Wirkungslos

Dafür brauchte es ganz offensichtlich mehr als den reinen Willen. Denn auch schon in jungen Jahren unterwarf Gandhi sich einer strengen Disziplin. Aber Willenskraft kann uns in so einem Fall nicht helfen. Befällt uns vor dem Kunden die Nervosität, dann wissen wir noch nicht einmal, wie das Wort überhaupt geschrieben wird.

Für Gandhi brauchte es eine Schlüsselerfahrung. Da er in seiner Heimat beruflich nichts bewegen konnte, sollte er einem Freund der Familie bei einem Rechtsstreit in Südafrika helfen.

Ärger

Auf der Fahrt nach Durban wurde er von einem Schaffner aus dem Zug geworfen, weil Gandhi sich weigerte, von der ersten Klasse ins Gepäckabteil zu wechseln. Er hatte zwar ein Erste-Klasse-Ticket gelöst, das interessierte aber die rassistisch motivierten Apartheid-Vertreter nicht.

Gandhi störte es massiv, dass er uns seine Landsleute im Burenstaat als Menschen zweiter Klasse angesehen wurden. Plötzlich gab es für ihn eine Mission. Er wollte für die Gleichstellung der indischen Minderheit in Südafrika eintreten.

Wandlung

Fortan vertrat er viele Inder in Südafrika auch ohne Honorar und er gründete den Natal Indian Congress – eine indische Interessenvertretung in Südafrika. Das war erst der Anfang einer langen politischen und erfolgreichen Karriere.

Was war passiert? Gandhi hatte eine Vision und er hatte für sich die richtigen Gründe gefunden, warum er dafür eintrat. Damit schüttelte er die Ketten seiner Schüchternheit einfach ab.

Das Warum ist entscheidend

Was bedeutet das für uns? Wenn wir uns heute oft selbst sabotieren, dann handeln wir vermutlich gerade nicht aus den richtigen Gründen.

Haben wir sie dagegen gefunden, dann kann uns nichts mehr aufhalten. Genauso wenig, wie die Briten es bei Gandhi vermocht haben.

Was hat das mit Entscheidungen zu tun?

Unsere Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung. Daher kommt es bei vielen Entscheidungen nicht auf die rein wirtschaftlichen Faktoren an.

Mahatma Gandhi war sein jeweiliges politisches Ziel wichtiger als die wirtschaftlichen Auswirkungen seines Handelns auf ihn und seine Familie.

Oskar Schindler hätte nach dem zweiten Weltkrieg ein reicher Mann sein können, hätte er nicht eine Reihe von Gewissensentscheidungen getroffen.

Martin Luther King Jr. hätte sich mit dem System arrangieren können und trotzdem der Führer eines Black Empowerments sein können.

Gerhard Schröder hätte das tun können, was alle von einem SPD-Kanzler erwarteten. Stattdessen ist er den schwierigen und für seine Partei desaströsen Weg der Agenda 2010 gegangen.

Friedensnobelpreisträger Barack Obama nutzte seine Macht nicht, um schnell seine Gesundheitsagenda durch den amerikanischen Kongress und den Senat zu drücken, sondern beteiligte seine politischen Gegner an dem Prozess. Möglicherweise kostet ihn das seinen Erfolg. Aber er handelt so, weil er von seinem kooperativen Weg zutiefst überzeugt ist.

Wir wissen oft gar nicht, was alles in uns steckt

Wir alle sind Gandhi und wir alle sind Martin Luther King. Wir müssen nur die richtigen Gründe für uns finden.

Es gibt viele Situationen, in denen uns die wirtschaftliche Optimierung unserer Situation nicht weiter bringt. Daher müssen wir wissen, warum wir tun, was wir tun.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.