Entscheider PS

imageTestosteron macht viele Männer erfolgreich. Mut und der Wille die Dinge kompromisslos umzuset­zen, komme was da wolle, macht es zur natürlichen Erfolgsdroge der Macher. Allerdings hat sie auch ein paar Nachteile …

Vor einiger Zeit bin ich einem testosteronstrotzenden Anwalt begegnet. Wir Männer haben in der Regel meist genug davon. Aber er war schon ein besonde­res Exemplar.

Der Herr der Ringe

Schon bei der Begrüßung wollte er mir zeigen, wer der Herr im Ring ist. Nachdem ich meine Hand diesem zupackenden Wesen entrissen und in Sicherheit gebracht hatte, ging es allerdings erst richtig los.

“Sie glauben also mir noch etwas über Entscheidungen erzählen zu können?” Die Frage war mehr eine Feststellung.

“Ich will Ihnen mal etwas sagen. Ich entscheide seit über 50 Jahren und den größten Teil der Zeit habe ich das bestimmt besser gemacht als Sie”, fuhr er fort.

Ein offenes Ohr

“Na dann erzählen Sie doch mal”, antwortete ich.

Damit hatte er nicht gerechnet. “Ja … wie? … Ach so!”

Neben seinen vielen Vorteilen hat Testosteron einen großen Nachteil. Wer unter seinem Einfluss steht, neigt zum Tunnelblick und kann daher auch gut aus dem Konzept gebracht werden.

Er fing sich aber schnell wieder. Denn ich hatte ihn ja dazu aufgefor­dert, in seiner Paradedisziplin zu brillieren. Der Selbstdar­stellung.

Ich bekam also eine kleine Präsentation darüber, mit welchem Prachtexemplar der menschlichen Rasse ich es zu tun hatte und außerdem erfuhr ich, wie dumm doch der Rest der Menschheit sei. Die meisten Menschen seien eben auch keine Entscheider und sie würden es auch nie lernen.

Ich war tief beeindruckt. 🙂

Wundermenschen mit Tatterich

“Sie kennen Menschen, die keine Entscheider sind?

“Ja, mit denen muss ich mich jeden Tag auseinandersetzen!”

“Aha! Was machen diese Menschen dann, wenn sie keine Entschei­der sind?

“Ich sag’s Ihnen, die zittern sich durch ihr Leben!

“So, so! Warum zittern sie denn?”

“Für einen Entscheidercoach sind Sie aber sehr begriffsstutzig!”

“So nehmen Sie mich wohl wahr. Also, warum zittern Nichtentschei­der?

Die Sprache der Männlichkeit

“Mann, nerven Sie nicht. Die stehen vor der Entscheidung wie der Ochs vor dem Berg. Viele Wege aber keine Eier in der Hose, um einen zu gehen!

“Sie machen das natürlich ganz anders.”

“Genau! Bei mir gibt es immer nur einen Weg. Den gehe ich kompro­misslos! Damit fahre ich am besten!”

“Woher wissen Sie das?”

“Woher weiß ich was?”

“Na, dass Sie mit dem von Ihnen eingeschlagenen Weg am besten fahren! Sie wissen doch gar nicht, ob sie bei einer anderen Entscheidung noch besser gefahren wären, oder?”

“Normalerweise sehe ich ohnehin nur einen Weg, der Sinn macht.”

Das ist klar. Ein Testosteronjunkie wird nicht lange nach Alter­na­ti­ven suchen. Sobald er einen einigermaßen gangbaren Weg kennt, sucht er nicht länger.

“Ihr Wagen hat bestimmt jede menge PS, oder?”, fragte ich.

“Klar, das hat ein Porsche so an sich”, sagte er voller Stolz.

Die nächste Frage stellt ich so, als wüsste ich nicht bereits die Antwort: “Wären Sie mit der PS-Ausstattung eines Fiat Panda auch zufrieden?”

Er lief rot an: “Nein bestimmt nicht. Ich würde mich schämen, so etwas zu fahren!”

Warum geben Sie sich dann mit so wenig Alternativen beim Entscheiden zufrieden? Damit ist ihre Entscheidung zwar einfacher, aber das ist ein Fiat Panda auch!”

An dem Punkt gab es eine lange Denkpause.

Das war seine Welt und er wusste, was meine Frage für ihn bedeutete: “Ich muss meine Aussage vom Anfang zurücknehmen. Ich werde mir über das Gedanken machen müssen. Ich freue mich auf unser nächstes Treffen!”

Plötzliche Erkenntnis

Als er mir die Hand zum Abschied reichte, wurde mir mit einmal Mal klar, wovor die anderen Menschen seiner Umgebung gezittert hatten. AUTSCH! 😯

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