Verwalter sind schlechte Entscheider

Auf der Welle der Veränderung surfen Felix Schlosshaus* ist seit einigen Jahren Geschäftsführer einer mittelständischen Werbeagentur. Seit er das Zepter schwingt, entwickelt sich allerdings nicht mehr viel voran. Einige Kunden gehen, andere kommen. Die Agentur hat sich seit er sie von seinem Vorgänger übernommen hat wenig verändert.

Der Verwalter

Solange Schlosshaus seine Zahlen bringt, wird man in der übergeordneten Holding auch nicht zu kritisch mit ihm umgehen. Daher wird sich auf absehbare Zeit nichts verändern.

Das schlägt sich auch auf die Mitarbeiter nieder. Die hungrigen, aktiven Leistungsträger sind längst nicht mehr da. Sei es, dass sie internen Intrigen zum Opfer gefallen sind. Sei es, dass sie aufgrund der Umstände das Weite gesucht haben.

So wie Schlosshaus gibt es unzählige Geschäftsführer, die sich als Verwalter des Unternehmens sehen und selbst wenig Ehrgeiz verspüren, das Ganze voran zu bringen.

Der Unternehmer

Das Gegenmodell ist der Unternehmertyp. Wir nennen ihn nicht so, weil er tatsächlich Unternehmer auf eigene Rechnung ist, sondern weil er ständig aktiv alles vorantreibt und Risiken eingeht, um sein Unternehmen voranzupeitschen.

Er zieht leistungshungrige Mitarbeiter an wie ein Magnet. Denn sein Ruf eilt ihm voraus. Kunden wenden sich an sein Unternehmen, weil er es führt.

Wie sieht es mit dem Entscheidungsverhalten dieser beiden Prototypen eines Geschäftsführers aus?

Entscheidungen geben unserem Handeln eine Richtung.

Immer im Kreis

Der Verwalter orientiert sich am Status quo. Er möchte ihn möglichst erhalten. Daher entscheidet er immer so, dass sich wenig ändert.

Das kann viele Jahre gut gehen. Doch hin und wieder gibt es Problemstellungen, die wir mit Linearität nicht lösen können.

Zum Beispiel wenn sich das Werbegeschäft von Print, Funk und Fernsehen massiv ins Internet verlagert. Also die alten Konzepte nicht mehr greifen.

Woran kann sich der Verwalter dann noch orientieren? Anstatt das Geschäftsmodell zu ändern, versucht er dann das alte immer weiter zu optimieren mit immer schlechteren Resultaten.

Der Zukunft entgegen

Der Unternehmertyp orientiert sich an einem Zielbild, das fast nicht zu erreichen ist. Er ist seiner Zeit ständig ein Stück voraus. Daher führen ihn seine Entscheidungen konseqent in eine neue Zukunft.

Seine Probleme liegen eher darin, dass sich Märkte nicht so schnell entwickeln, wie er das gerne möchte. Anstatt sich aber an dem einen Problem abzuarbeiten, überspringt er es es oft.

So wird zum Beispiel das klassische Geschäft zunächst mit dem neuen kombiniert, bis das Neue so viel Masse bekommt, dass der klassische Teil immer weiter an Bedeutung verliert und das Unternehmen des Unternehmertypen Marktführer ist, während die Konkurrenz noch nach ihren gerade verlorenen Kundenetats sucht.

Auch wir

Diese beiden Protoypen gibt es nicht nur an der Spitze von Unternehmen. Es gibt sie auch an der Spitze unseres eigenen Lebens. Wir müssen uns entscheiden, ob wir Verwalter oder Unternehmertyp sein wollen.

Über den einen werden früher oder später die Wellen der Veränderung hereinschlagen, der andere reitet auf ihnen. Welcher wollen Sie sein?

Das richtige Mischungsverhältnis

Beide Typen stellen natürlich das jeweilige Extrem dar. Die Frage ist nur, wie viel Verwalter und Bewahrer können wir uns leisten und wie viel Unternehmertyp würde uns gut tun?

2 Kommentare
  1. EuropaDruck
    EuropaDruck sagte:

    Auch wenn hier sicherlich zwei Extreme dargestellt werden, so ist die grundsätzliche Aussage doch sehr interessant.

    In wirtschaftlich guten Zeiten, wo der Umsatz und der Ertrag stimmen, ist es ohne Zweifel leichter der „Unternehmertyp“ zu sein. Augenblicklich werden aber auch sehr viele Unternehmertypen zum Verwaltertyp wechseln. Nicht immer wird Angst dafür die ausschlaggebende Kraft sein. Oft ist es auch die Verantwortung den Mitarbeitern gegebenüber, die „frühere“ Unternehmer heute das Risiko scheuen lässt.

    Wer dennoch positiv denkt, Mut und die Unterstützung seiner Angestellten hat, wird heute dennoch viel zu oft von den Banken „ausgebremst“, da nützt es auch nicht viel sich ein „Zielbild“ zu setzen. Risikobereitschaft bedeutet in der Praxis nun einmal auch im Regelfall „Geld in die Hand zu nehmen“ und dies aber auch zu können.

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich respektiere Ihre Meinung und sehe es anders.

    Denn umgekehrt wird ein Schuh daraus.

    Gerade in wirtschaftlich bewegten Zeiten ist der aktive Unternehmer gefragt. Wenn mir die Ertragsquellen wegbrechen, muss ich schnell sein und für neue Chancen sorgen.

    Da hilft es nichts, sich klein zu machen und sich tot zu stellen. So funktioniert Wirtschaft nicht. Außerdem: Welche Bank gibt einem Scheintoten Geld? Würden Sie das etwa?

    Aber um Geld geht es gar nicht. Es geht darum, wie ich den Markt wahrnehme und meine Mitarbeiter einsetze.

    Wenn die Probleme sich immer weiter vertiefen, ich aber die gleichen Handlungsmuster fortsetze, die mich in die Probleme gebracht haben, wird das kein Erfolg.

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