Wertlose Entscheider

ArtRagepro “Das haben wir immer schon so gemacht”. Mit diesem Satz werden wir gerne konfrontiert, wenn wir von außen zu einem Unternehmen stoßen. Jedes Unternehmen standardisiert seine Routineaufgaben.

Der Entscheider macht sich dann keine Gedanken mehr darum, was das eigentliche Ziel ist oder welche Handlungsalternativen es gibt. Und weil man es ja schon “immer” so macht, gibt es auch keine Widerstände zu befürchten.

Wenn-Dann anstatt Entscheidung

Wir können hier von einer Wenn-Dann-Regel sprechen. Also zum Beispiel: “Wenn der Überlauf des Prozessbeckens voll ist, muss die Produktion angehalten werden, um den Inhalt in Tanks zur Entsorgung abzufüllen.” Das ist sehr bequem und gibt Sicherheit

Bedrohung einer Idylle

Kommt dann einer von außen mit neuen Ideen, schlägt ihm die pure Ablehnung entgegen. Ich stelle dann regelmäßig fest, dass der Entscheider selbst nicht weiß, warum die gewählte Vorgehensweise die einzig richtige sein soll.

Im Beispiel hatte der Assistent des Produktionsleiters berechnet, dass für den Produktionsstillstand bei der Leerung des Überlaufs regelmäßig reale Kosten von ca. 5.000 Euro entstehen und zusätzliche Opportunitätskosten  von 15.000 Euro. Da der Überlauf etwa alle zwei Wochen gelehrt wird, summiert sich das auf 40.000 Euro pro Monat. Dafür muss die Großmutter ziemlich lange stricken. 🙂

Gut gedacht

Der Assistent machte daher den Vorschlag, den Überlauf am Ende jeder Woche nach Arbeitsschluss zu leeren. Das klingt sinnvoll und würde ihm in einem anderen Unternehmen eine Prämie eingebracht haben.

Aber nicht in diesem Unternehmen. Denn da werden “die Dinge noch sorgfältig gemacht”. Das ist zwar keine Begründung, aber immerhin hat der Assistent etwas gelernt: In diesem Unternehmen wird er nicht lange bleiben. Entweder weil er einen anderen Job findet oder weil es seinen Arbeitgeber nicht mehr lange geben wird. 😯

Routinen sind gut …

Viele Routinen sollen uns Zeit sparen und sind daher meistens auch gut. Allerdings sollten wir wissen, warum wir die jetzt praktizierte Lösung als ideal ansehen.

Kontrolle ist besser

Wer dann dokumentiert, was das Ziel, die technischen Bedingungen, potentielle Alternativen und eventuelle Betroffene sind, kann mit Hilfe neuer Mitarbeiter immer mal wieder überprüfen, ob er noch mit der besten Lösung arbeitet.

Das dient auch zum Selbstschutz. Denn um Wenn-Dann-Regeln zu befolgen, braucht niemand einen Entscheider.

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