Politikfreier Blog?

Ja, ich schreibe in diesem Blog auch hin und wieder über Tagespolitik. Dabei geht es mir nicht darum, Partei für die eine oder andere Seite zu ergreifen. Vielmehr finde ich die Entscheidungssituationen, in denen sich unsere Volksvertreter befinden hoch spannend. Die Entscheidungen selbst sind es dann meistens nicht mehr, weil unsere gewählten Vertreter oft zu „naiv“ agieren. 🙂

Der „Fall“ Ypsilanti

Zum Beispiel im jüngsten „Fall“ von Andrea Ypsilanti. Nach Ihrem Scheitern im Frühjahr, schien sie dazu gelernt zu haben und sich vor der eigentlichen Entscheidung die Unterstützung aller Beteiligten in der SPD-Fraktion zu sichern.

Sie hatte zwar nicht die Unterstützung im hessischen Wahlvolk für ihren Weg, aber das ist nun einmal die Konsequenz einer repräsentativen Demokratie. Sobald wir unsere Vertreter gewählt haben, sind diese nur noch ihrem Gewissen verpflichtet.

Unterschiedliche Sichtweisen

Allerdings scheint Frau Ypsilanti die Aufgabe nur strukturell gemeistert zu haben. Sie hat sich zwar mit allen wichtigen Personen getroffen, aber inhaltlich konnte sie sich deren volle Unterstützung offensichtlich nicht sichern. Im Gegenteil, die vier Dissidenten fühlten sich massiv unter Druck gesetzt. Das ging so weit, dass sie es nicht wagten, offen ihre Ablehnung des Verfahrens zur Sprache zu bringen. Sie haben sie deshalb in Kritik verpackt, auf die die Parteivorsitzende nicht weiter eingegangen sein soll. In der darauffolgenden Presserklärung sprach Ypsilanti jeweils von „ausgeräumten Irritationen“.

Frau Ypsilanti hat die Situation allerdings anders erlebt. Danach hätten zwei der Abweichler sie sogar ausdrücklich ermutigt, sich mit Hilfe der Linken wählen zu lassen.

Wer hat nun recht?

Im Zweifelsfall hat immer immer derjenige recht, dessen Unterstützung ich mir nicht sichern konnte. Denn das ist Teil meines Jobs als Entscheider.

Zudem kommt noch der wenig kooperative Umgang mit Jürgen Walter. Am Ende hatten wohl alle SPDler so viel im Dunkeln gepfiffen, dass sie selbst geglaubt haben, die Wahl würde ohne Probleme über die Bühne gehen. 😯

Was können wir daraus für uns mitnehmen?

Unterstützung habe ich erst dann, wenn alle Betroffenen sich hinter meinem Ziel versammeln und die Maßnahmen durch die sie betroffen sind als notwendiges Übel betrachten. Wenn das Übel dagegen als stärker empfunden wird als das gemeinsame Ziel, habe ich etwas falsch gemacht.

Denn sobald eine Partei ihre Kandidaten aufgestellt hat und diese durch das Volk legitimiert wurden, sind sie nur noch ihrem Gewissen verpflichtet. 😛

3 Kommentare
  1. Réka
    Réka sagte:

    In der Geschäftswelt ist es manchmal nicht so offensichtlich, wessen Unterstützung der Entscheider braucht. Aber auch dort gilt „Allein geht es nicht“.

    Beispiele aus der Politik sind immer gefährlich, da viele starke Gefühle in diesem Bereich haben. Manchmal können sie aber treffend ein Phänomen demonstrieren. Gerade zum Thema „entsprechende Unterstützung“ erwähnte unser Professor an der Uni den Fall der aktuellen Gesundheitsreform.

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  2. Kai-Jürgen Lietz
    Kai-Jürgen Lietz sagte:

    Es gibt kaum einen Bereich, der so öffentlich ausgelebt wird, wie die Politik. Daher kann ich Ereignisse, die bereits allen bekannt sind eine neue Betrachtungsebene hinzufügen.

    Ich finde das selbst spannend. Sollte sich ein „fanatischer Fan“ dadurch auf den Schlips getreten fühlen, sehe ich das nicht als mein Problem an.

    Nichtdestotrotz lege ich Wert darauf, dass dieser Blog unpolitisch ist. 🙂

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Trackbacks & Pingbacks

  1. Besser so für Hessen!…

    Heute ist der Superwahldienstag. Zumindest in den USA.Gerne hätte Frau Ypsilanti auch in Hessen heute eine Superwahl gefeiert, doch ähnlich wie in der Formel 1 wurde das Rennen erst kurz vor dem Ziel entschieden. Vier Mitglieder der eigenen Fraktion …

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